Borretsch bis Brennnesseln, Rosmarin bis Safran: Solche pflanzlichen Mittel lindern Rheuma nicht, betonen Fachleute der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.
Rheumapatientinnen und -patienten sollten nicht auf pflanzliche Mittel vertrauen. Die Phytopharmazeutika haben durchwegs wenig bis keinen Nutzen. Das ist das Ergebnis einer groß angelegten Bewertung der Kommission für Komplementäre Heilverfahren und Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie.
“Auch in Zeiten moderner, spezifisch wirkender und gut verträglicher Medikamente für rheumatologische Erkrankungen besteht bei vielen Patientinnen und Patienten Interesse an alternativen oder ergänzenden pflanzlichen Therapien”, erläuterte der Sprecher der Kommission, Gernot Keyßer, den Hintergrund für diese Bewertung gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
Expertengutachten: von Borretschöl bis Safran
Die Kommission hat beim Jahreskongress der Fachgesellschaft vor kurzem Empfehlungen zur Verwendung von komplementären Heilverfahren für Patientinnen und Patienten mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises (z.B. von Gelenksrheuma/rheumatoide Arthritis bis Psoriasis) herausgegeben. Sie hatte zuvor die wissenschaftliche Literatur zu frei verkäuflichen und rezeptpflichtigen Phytotherapeutika analysiert.
Besonders beliebt, so die Verkaufszahlen: Borretschöl, Brennnessel- und Cannabispräparate sowie Zubereitungen mit Rosa canina (Heckenrose), Rosmarin, Safran und Weidenrinde. Hinzu kam noch ein offenbar besonders oft gekauftes Mischpräparat aus Eschenrinde, Zitterpappelrinde und Echtem Goldrutenkraut, so die deutsche Ärztezeitung.
Vernichtendes Urteil
Das Urteil klingt vernichtend. “Auch wenn für alle untersuchten Pflanzenstoffe Berichte über entzündungshemmende oder immunologische Effekte im Laborversuch am Tiermodell vorliegen, ist ein klinisch nachgewiesener Nutzen sehr spärlich“, berichtete Keyßer. Zwischen Laborresultaten, Studien an Versuchstieren und dem Einsatz solcher Mittel bei kranken Menschen klafft offenbar eine große Diskrepanz.
Keines der untersuchten Präparate habe eine therapeutische Wirksamkeit, die eine Anwendung bei rheumatischen Erkrankungen rechtfertige. Für medizinisches Cannabis seien die wissenschaftlichen Hinweise auf einen Effekt zu gering, um eine Empfehlung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zur Krankheitsmodifikation oder zur symptomatischen Therapie abzugeben.
“In Einzelfällen kann jedoch die Anwendung zur Reduktion von chronischen, insbesondere neuropathischen Schmerzen sowie Schlafstörungen gerechtfertigt sein”, hieß es aus der Kommission. Phytotherapeutika auf der Basis von Safran und Rosmarin empfiehlt die Kommission der deutschen Rheumatologie-Gesellschaft generell nicht.